Wenn Symbole und Lifestyle-Elemente »Alarmglocken« sind, die uns auf eine (extrem) rechte Einstellung hinweisen, dann bleibt die Frage: Was tun? Wie umgehen mit der Schülerin oder dem Arbeitskollegen, der Jugend-Trainerin oder dem Konzertbesucher, wenn sie offen oder codiert eine extrem rechte Gesinnung zeigen?
Ein Patentrezept im Umgang mit rechten Symbolen und deren Träger_innen gibt es nicht. Jugendliche Mitläufer_innen, die sich über ein Symbol ihrer Zugehörigkeit zu einer rechten Szene vergewissern wollen, haben eine andere Motivation als ideologisch gefestigte Neonazis, die provokant und selbstbewusst ihr Territorium reklamieren. Ein White-Power-Zeichen hat eine andere Qualität als ein Kategorie-C-Bandlogo oder eine Thorshammer-Halskette. Die Handlungsoptionen reichen von sozialarbeiterischer und pädagogischer Fürsorge bis hin zu rigorosem Ausschluss. Was sich bei der einen Person als richtig erweist, kann bei der anderen grundlegend falsch sein.
Alle, die in ihrer Arbeit oder in ihrem Alltag mit extrem Rechten konfrontiert sind, haben Verantwortung und müssen sich ihr stellen. Differenziertes Handeln ist dabei ebenso notwendig wie eine klare Positionierung. Räume als »unpolitisch« oder »politisch neutral« zu erklären, sind hilflose Versuche, der Auseinandersetzung auszuweichen. Orte, die als soziale Treffpunkte dienen, können niemals unpolitische Räume sein. Ein »unpolitisches« Selbstverständnis schützt nicht vor rechten Einflüssen und rechter Vereinnahmung, im Gegenteil: Das Problem auszublenden, die Auseinandersetzung nicht zu führen, öffnet der extrem Rechten Raum für Propaganda und Rekrutierung.
Immer wieder verweisen Verantwortliche auf das Grundrecht auf Meinungsfreiheit, das auch für extrem Rechte gelte. Dieses Grundrecht besagt keineswegs, dass jemand für seine geäußerte oder symbolisch zur Schau gestellte Meinung keine Verantwortung zu tragen hat. Wie soll eine Gesellschaft funktionieren, in der niemand für seine Meinung Konsequenzen erfährt, bzw. erfahren darf?
Die wirksamsten Mittel gegen rechte Hegemonie-Bestrebungen sind eine klare Haltung gegen Rechts und die Unterstützung derer, die diese klare Haltung zeigen. In den vielen Jahren, die wir zum Thema arbeiten, haben wir die Erfahrung gemacht, dass dort, wo antifaschistisches Engagement anerkannt wird, wo dieses Räume und Unterstützung erhält, die Einflussnahme der Rechten erfolgreich zurückgedrängt werden kann. Doch es kommt noch immer vor, dass Menschen, die auf neonazistische Umtriebe aufmerksam machen und sich dagegen wehren, als Störenfriede und »Nestbeschmutzer« diffamiert werden. Dies ist ein untragbarer Zustand. Dem antifaschistischen Engagement jedes einzelnen Menschen muss endlich die Anerkennung und Unterstützung zuteil werden, die er verdient.