Biologismus ist die Ideologie, die menschliche Denkmuster und Verhaltensweisen sowie gesellschaftlichen Zusammenhänge nicht als soziale Prozesse begreift, sondern versucht, diese biologisch zu erklären.
Die biologistische Argumentation dient den Versuchen der wissenschaftlichen Legitimierung von Ungleichheitsideologien. Leitend für menschliches Denken und Handeln seien »Naturgesetzlichkeiten« und eine »natürliche Ordnung«. Zur Erklärung und Wertung menschlichen Verhaltens werden oft Vergleiche zur Tier- und Pflanzenwelt herangezogen, ungeachtet dessen, dass menschliches Handeln keinem Reiz-Reaktions-Schema unterliegt, sondern auf rationalen Entscheidungsmöglichkeiten basiert. Individuen, Menschengruppen und Geschlechtern werden darüber »natürliche« und unveränderliche Eigenschaften und Rollen zugeschrieben.
Biologismus ist häufig mit Autoritarismus verschränkt: Die sozialen Kategorien von »oben« und »unten« werden als naturgegeben betrachtet. Ein analytisches Verständnis, das das Erkennen und Beschreiben von sozial konstruierten Machtverhältnissen ermöglicht, findet nicht statt, wird häufig gar als »widernatürlich« abgelehnt.