Neofolk entwickelte sich in den 1980er Jahren aus der Dark Wave/Gothic-Musikszene und stellt zusammen mit dieser die Schwarze Szene, benannt nach dem dort gängigen überwiegend schwarz gehaltenen Kleidungsstil. Bekannt ist sie auch als Gruftieszene. Neofolk ist eine im Allgemeinen ruhige, sonore und melancholische Musik, in der häufig Marschrhythmen anklingen. Sie umgibt sich mit einem altertümlichen, mystischen und elitären Ambiente.
Die Neofolk-Szene ist in ihrer Gesamtheit nicht einem extrem rechten Spektrum zuzuordnen. Doch einzelne einflussreiche Bands des Genres greifen in Lied- und Begleittexten, Covergestaltungen und Bühneninszenierungen auf faschistische Kunst und Ästhetik zurück. Sie verherrlichen soldatisches Heldentum, beziehen sich positiv auf faschistische Vordenker wie den Italiener Julius Evola und präsentieren entsprechende Symbole. Die englische Band Death in June, die zu den Begründern des Neofolk zählt, brachte ihre Bewunderung für die SA zum Ausdruck und nutzt als Bandlogo eine leicht abgewandelte Form des SS-Totenkopfs (Bild 2) und inszeniert sich mit der Schwarzen Sonne (Bild 3). Auch die bekannte Neofolk-Band Blood Axis (USA) bezieht sich positiv auf faschistische Bewegungen.
Neofolk wird vor allem von Personen des rechten intellektuellen Spektrums geschätzt. Er bildet jedoch eine eigenständige und introvertierte Szene, die nur wenig strukturelle Berührungspunkte zu anderen Spielarten extrem rechter Musik und den damit verbundenen Szenen hat.
Bild 1: Auftritt der extrem rechten Neofolk-Band Order of the Werewolf 2004 in Nordrhein-Westfalen.
Bild 2 und 3: Auftritte der Band Death in June 1999 und 2011 in Sachsen-Anhalt.