Runen

Runen gelten als altnordische / germanische Zeichen, die teils Laut-, teils Symbolcharakter hatten. Neue Forschungen legen nahe, dass Runen keine »nordische Ursprache« abbilden, sondern aus altphönizischer Schrift entstanden. Die Phönizier_innen waren eine Bevölkerungsgruppe im Altertum, die im heutigen Syrien und Libanon lebten. In der extrem Rechten werden zumeist Runen-Deutungen der völkischen Bewegung der Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) herangezogen.

Das Runenalphabet (Futhark) taucht als Schrift in den verschiedensten Publikationen, Bandlogos oder Modemarken der extrem Rechten auf (Bild 8). Auch praktizieren Rechte »Runenmagie« oder »Runenyoga«.

Eine häufig gezeigte Rune ist die Lebens-Rune, auch Man-Rune. Sie soll die »lebendigen Kräfte des Volkes« ausdrücken. Sie wird in Geburtsanzeigen oder Nachrufen abgebildet, als Schmuck oder Tattoo-Motiv getragen. (Bilder 3 bis 5). Die Todes-Rune, auch Yr-Rune, bildet den Gegensatz zur Lebensrune. Sie markiert beispielsweise anstatt des christlichen Kreuzes das Todesdatum (Bilder 4 bis 6)

Die Hagal-Rune verbindet Todes- und Lebens-Rune (Bild 1). Im NS wurde sie unter anderem von der SS verwendet. Heute ist sie unter anderem Gruppensymbol der Berliner Neonazi-Gruppe Vandalen (Abbildung siehe Germanische / Heidnische Begriffe).

Die Pfeil-, Kampf- oder Tyr-Rune (Bild 7), die einen nach oben gerichteten Pfeil darstellt, symbolisiert die Tat und den Kampf bzw. Krieg. Sie wurde im NS unter anderem von der Hitler-Jugend und der SA verwendet. Die Tyr-Rune ist heute unter anderem Teil eines Logos der Modemarke Thor Steinar und Teil des Kennzeichens der neonazistischen Wotan Jugend (siehe Bild bei Odin / Wotan).

Die Odal-Rune wird als Symbol für »Blut und Boden« und Besitz der »Sippe« gedeutet. Sie war im NS das Symbol der Reichsbauernschaft und der Hitler-Jugend und diente der SS als Divisionsabzeichen.

Weitere Runen mit großer Bedeutung für Neonazis sind die Sig-Rune (SS) und die Gibor-Rune (Wolfsangel, Werwolf). Logo der extrem rechten Modemarke Erik and Sons ist die Naudiz-Rune, die Marke Hermannsland bildet die Hagalaz-Rune ab.

Verwendung finden Runen und Runenmagie auch in Strömungen des esoterischen Heidentums, die versuchen, eine angeblich ursprüngliche Naturreligion wiederzubeleben.

 

Bild 2: Verkaufsstand für Runen-Schmuck im »Heidnischen Dorf« 2010 in Leipzig. Das »Heidnische Dorf« findet alljährlich im Rahmen des Wave-Gotik-Treffens (WGT) statt, das eines der weltweit größten Treffen der Schwarzen Szene ist. Das WGT bezeichnet sich als »unpolitische« Veranstaltung, lässt jedoch seit Jahren auch rechte bis extrem rechte Bands, Fans, Label und Verlage teilhaben.

Bild 5: Im abgebildeten Fall wurde nach dem Unfalltod eines extrem Rechten am Straßenrand eine hölzerne Todesrune errichtet, die Runen-Inschrift lautet »Stefan«.

Bild 7: In diese Verlobungsringe von Neonazis aus Hessen sind verschiedene Runen eingraviert, u.a. die Tyr-Rune.

hagalrune © Roland Geisheimer

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