Germanen waren nie eine Gruppe, sondern die römische Sammelbezeichnung für Menschen, die nördlich ihres Herrschaftsgebiets zwischen Rhein, Donau, Weichsel und Skandinavien lebten. Dieser Aspekt wird in extrem rechter Geschichtsschreibung ignoriert oder abgestritten, stattdessen wird ein ethnisch homogenes Volk der Germanen konstruiert.
Neonazis reihen die (vermeintlich) germanischen Helden und Mythen wahllos aneinander und interpretieren sie um. In Gruppennamen, Modemarken oder Schmuckgravuren finden sich alle denkbaren germanischen oder heidnischen Begrifflichkeiten. Beispiele sind Asgard (Sitz der germanischen Gottheiten), Berserker (Elitekrieger von Göttervater Odin/Wotan, Name mehrere neonazistischer Kameradschaften, siehe Bild 4), Ulfhednar (Wolfskrieger), Sleipnir (Wotans achtbeiniges Pferd, auch Name einer deutschen Neonaziband), Ragnarök (Tag des Weltenendes, zugleich Weltenwende), Walküre (germanische Götterbotin, siehe Bild 1) oder Vandalen (germanischer Stamm, zugleich Name einer Berliner Neonazigruppe, siehe Bilder 2 und 3 sowie Codes und Kürzel).
Die völkische Rechte ersetzt zudem christlich geprägte Wörter durch Namen mit angeblich germanischen Ursprung. Beliebt sind zum Beispiel die altertümlichen Monatsnamen (Hartung, Hornung, Lenzing etc.).
In ihren Gruppennamen greifen Neonazis immer wieder auf germanische Stämme zurück, die in „ihrer“ Region siedelten bzw. gesiedelt haben sollen. So konstruieren sich Neonazis als Nachkommen einer vermeintlichen „Urbevölkerung“. Beispiele hierfür sind die Thüringer Neonazigruppe Turonen und die Thüringer Neonaziband Hermunduren (Bilder 5 und 6).
Bild 1: Die Schwarze Sonne haben die »Walküren« der Neonazigruppe Brigade 8 sicher nicht absichtlich spiegelverkehrt dargestellt.